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Steinerne Ja­kobs­mu­scheln

Hinweise auf Zeugnisse der mittelalterlichen Baukultur am Wegesrand

Die Jakobsmuschel ist das Symbol des Apostels Jakobus und aller Jakobspilger. Angelehnt an diese Symbolik, bilden steinerne Jakobsmuscheln bzw. eine stilisierte Jakobsmuschel mit dem europäischen Sternenkranz zentrale Wegezeichen des Projektes. Im Boden eingelassen und mit Informationstafeln versehen, verweisen sie auf die Zeugnisse der mittelalterlichen Baukultur entlang der Wege der Jakobspilger und der näheren Umgebung.

Kollektiv bilden sie entlang der Wegeachsen im Projektraum eine Perlenkette – eine poetische Sternenspur – der baulichen und künstlerischen Zeitzeugen, die bereits für die Jakobspilger des Mittelalters gegenwärtig gewesen sein dürften. Hierzu zählen neben den großen Domen in Mainz, Worms und Speyer, dem Straßburger Münster und der Kathedrale von Metz auch zahlreiche weniger bekannte, mittelalterliche (Dorf-)Kirchen, Burgen und sonstige Kleinode – einzigartige historische Schätze, deren kunstgeschichtliche und spirituelle Aussagekraft und Bedeutung heute oftmals in Vergessenheit geraten ist.

Eine steinerne Jakobsmuschel entsteht

Erfüllt ein Ort die Voraussetzungen für die Einsetzung einer steinernen Jakobsmuschel bzw. die Errichtung einer Informationstafel, können diese Kennzeichnungen beim Projektleiter beantragt werden.

Von original galicischen Jakobsmuschelsteinen werden unter der fachlichen Anleitung eines Bildhauers Abgussformen gefertigt. In diese werden nach einer besonderen Rezeptur, die überwiegend aus gemahlenem Stein, Pigmenten und Bindemitteln besteht, die Jakobsmuscheln gegossen. Die steinerne Jakobsmuschel kann dann an einem Platz vor dem mittelalterlichen Kulturdenkmal bündig im Boden in ein Betonbett eingelassen werden.

Der Herstellungsprozess erfolgt unter der Schirmherrschaft des Regionalverbandes Saarbrücken und wird von Jugendlichen des Zentrums für Bildung und Beruf Saar gGmbH in Burbach (ZBB) im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen durchgeführt. Die Ko-Finanzierung stammt vom Europäischen Sozialfonds (ESF).

Einbau einer steinernen Jakobsmuschel

Die Anbringung der steinernen Jakobsmuschel und der Informationstafel werden vom Projektträger durch Öffentlichkeitsarbeit begleitet und können auf Wunsch im Rahmen eines öffentlichen Festaktes begangen werden. Die Kennzeichnung der mittelalterlichen Baukultur auf den Sternenwegen mit steinernen Jakobsmuscheln bzw. Informationstafeln hat Prozesscharakter und entwickelt sich organisch. Sie wird wesentlich von den regionalen Verantwortlichen, z.B. Kirchen, Kommunen oder Kulturinstitutionen, die sich am Projekt beteiligen möchten, vorangetrieben.

Feldweg mit Ornament

Ornamente aus Feld­steinen

Im Saar­pfalz-Kreis und in der Region Saarbrücken sind ausgewählte Positionen durch besondere Ornamente geschmückt. Auf der interaktiven Karte werden sie mit einem gelben Dreieck gekennzeichnet. Die Ortseingangsbänder mit einem roten Quadrat mit Stern, die Ortsausgangsbänder mit einem leeren roten Quadrat und die historischen Sterne mit einem weißen Stern in einem roten Kreis.

Historische Wegestickungen

Seit der Römerzeit wurden in dieser Kulturlandschaft Wege mittels sorgfältig zusammengefügter gestickter Muschelkalksteine, die man auch von den umliegenden Feldern bezog, befestigt. Viele der damals benutzten Wege sind heute verschwunden oder durch neuere Straßen überbaut. Hin und wieder lassen sich jedoch die alten, versunkenen Wege „heben“ und dadurch wiederentdecken. Ihre besonderen historischen Stickungen werden dann gesäubert und repariert. Diese Inwertsetzungen werden durch verschiedene beschäftigungspolitische Gesellschaften begleitet, etwa durch das ZBB in Saarbrücken sowie die Gesellschaft für Arbeit und Qualifizierung (AQuis GmbH) des Saar­pfalz-Kreises.

An verschiedenen Stellen finden sich auch größere, neue Segmente aus gestickten Feldsteinen, die die historischen Wegebefestigungen in der Region zitieren. Solche „Bodenzitate“ finden sich in unterschiedlicher Form bei Medelsheim, Herbitzheim, Gräfinthal und am Dragonerweg.

Turmhauben

Wie historische Quellen belegen, besaßen einige mittelalterliche Kirchen in der Region ursprünglich Turmhauben aus Kalksteinen, ähnlich der noch vorhandenen Kirchturmhaube in Hornbach-St. Johann. Am Wegesrand in Medelsheim und Bliesransbach wird an diese steinernen Turmhauben durch ein Wegezeichen aus pyramidenförmig aufgesetzten Kalksteinen erinnert. Die mittelalterlichen Rundtürme von Bebelsheim werden durch kegelförmige Wegeornamente repräsentiert.

Ortseingangs- & Orts­aus­gangs­bän­der

Hierbei handelt es sich um schmale Bänder aus Feldsteinen, die vor und nach den jeweiligen Ortschaften den Weg queren. Die Ortseingangsbänder werden auf der rechten Seite von einem Stern geziert. Diese Schmuckbänder erinnern an die historischen Wegebefestigungen in dieser Kulturlandschaft. Ein in das Band eingelassener Stern verweist zum einen auf den Mythos der Sternenwege, enthält zum anderen aber auch einen regionalen Bezug zu einem mittelalterlichen Stern, der in der Umgebung als Original entdeckt werden kann. Auch an den Ortsausgängen wurden solche Schmuckbänder – jedoch ohne Sternenmotiv – an­ge­bracht.

Sterne

Die mit Sternen ausgeschmückten Bodenarbeiten verweisen auf die für die Jakobspilgerwege seit dem Mittelalter gebräuchliche Bezeichnung „Sternenweg“. Als Vorlagen dienten Sternenmotive, die in Werksteinen oder Wandmalereien verschiedener Kulturdenkmäler der Region zu entdecken sind. Fast alle Sterne beruhen auf Varianten eines Konstruktionsprinzips der mittelalterlichen Baugeometrie. Unter Anleitung eines Steinbildhauers wurde jeder einzelne Stern in Anlehnung an die mittelalterlichen Vorlagen in Feldsteine gehauen.

Die noch erhaltenen historischen Vorbilder werden auf der interaktiven Karte mit einem rot umrandeten weißen Stern dargestellt.

Sterne in den Orts­ein­gangs­bän­dern

Im Saar­pfalz-Kreis und der Region Saarbrücken sind zur Begrüßung der Pilger unterschiedlichste Sternenmotive jeweils auf der rechten Seite der Ortseingangsbänder zu finden. Die einzelnen Motive basieren auf den regionalen historischen Vorbildern.

Auf der linken Seite der grenzüberschreitenden Bänder prangt zudem der Stern des angrenzenden lothringischen Hombourg-Hauts, sie sagen „Bienvenue“.

Besondere Ortseingänge

Den Ortseingang von Medelsheim schmückt als Ausnahme ein Sternenrelief.

Das Eingangsband vorm Wintringer Hof ziert eine reparierte historische Stickung mit einem neuen Sternenstein.

Sternenfelder

Auf der Südroute bei Auersmacher und auf der Nordroute vor Blieskastel bilden die steinernen Sterne jeweils ein ganzes Sternenfeld, ein campus stellae. Hier wurden die vielen von Hand hergestellten „Probesteine“ vorwiegend von Jugendlichen aus dem Saar­pfalz-Kreis und der Region Saarbrücken gesammelt. Eine weitere Besonderheit findet sich auf der sogenannten „Geisterbrücke“, die über die Nordroute der Jakobswege nach Saarbrücken-St. Arnual zur Stiftskirche führt. Hier zeichnen von Hand aufgemalte Sterne über das Mittelsegment der Brücke die Milch­straße/Voie Lacteé nach.